Freitag, 21. September 2012




Wie versprochen werden die Fotos aus Baños nachgereicht:





Ansonsten kann ich nun vielleicht schon ein paar Worte zu meinem Projekt sagen. Also zur Benito Juarez gehen ungefähr 1000 Schüler zwischen 6 und 16 Jahren. Der Unterricht findet für alle von 13-18:10Uhr statt und jeden Montagmorgen werden die National- und die Schulhymne gesungen. Da es im Moment keinen Sportlehrer gibt, geben Vicky und ich für alle Klassen jeden Tag Sportunterricht, nur montags nicht, da die Kinder an dem Tag ja mit ihrer offiziellen Uniform und nicht mit ihrer Sportuniform zur Schule kommen müssen. Und da in einigen Klassen Lehrer fehlen, geben wir denen montags dann eine extra Stunde Englischunterricht, was die Kinder aber auch dringend nötig haben, da wir jetzt in der 8. Klasse angefangen haben, die Zahlen, Tage, etc zu wiederholen. Englisch zählt hier aber auch als Sonderfach, also wird es nur eine Stunde pro Woche unterrichtet. In den Klassen ist es wie in Deutschland auch: einige sind super lieb, passen auf und machen mit und andere sind sich einfach zu cool für den Sportunterricht oder haben Angst, dass sie sich ihre Fingernägel ruinieren und die jüngeren Klassen sind oft ein ganz schöner Flohhaufen. Aber trotzdem macht der Unterricht Spaß und die Kinder sind zuckersüß und ich würde die meisten am Liebsten mit nach Hause bringen.
Da ich ja in der Nähe des Projekts wohne und Tumbaco auch nur so 40.000 Einwohner hat, treffe ich dauernd Schulkinder auf der Straße und es ist schön, immer mit "Hola Profe" oder "Hola Señorita" gegrüßt zu werden.
Meine Gasteltern haben mir erzählt, dass auf die Schule nur die ganz Armen gehen, die dann aber zumindest so privilegiert sind, dass sie die Möglichkeit auf Schulbildung haben. In der Pause haben fast alle Kinder etwas zu Essen dabei, aber leider entdeckt man trotzdem oft den ein oder anderen, der traurig auf das Essen der anderen starrt. Neulich konnte ich so einem Mädchen meine Banane schenken und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sie gestrahlt hat!
Gestern hatte ein Junge ein Katzenbaby im Rucksack dabei. Kommentar der Klassenlehrerin:"Habt ihr schon das Kätzchen gesehen?"
Ansonsten finde ich es komisch, wenn ich mir überlege, dass ich bis Juli selber noch Schülerin war und jetzt schon eigenständig Unterricht gebe. Grade bei den älteren Klassen, weil die Jugendlichen sind nur 2 Jahre jünger als ich und sehen manchmal aber 5 Jahre älter aus. Insgesamt dachte ich aber, dass es noch merkwürdiger wird das Unterrichten, aber ich hab durch den Nachhilfe-Unterricht und die Capoeira-Stunden anscheinend schon ganz gut vorgesorgt :)




Vorletztes Wochenende war ich mit ein paar anderen Freiwilligen an der Kraterlaguna Quilotoa. Also ein Vulkankrater, der mit Wasser gefüllt ist. Einfach nur wunderschön wie man so die Schatten der Wolken über den See herziehen sieht! Da das ganze aber sich auf 3900 Metern befindet und der Weg in den Krater hinein zum Strand ziemlich steil und sandig ist, war es auch so richtig anstrengend, den ganzen Weg wieder hochzusteigen. Da hab ich direkt festgestellt, dass ich hier doch nicht so der große Bergsteiger werde!





Letztes Wochenende waren wir dann erstmals an der Küste in Atacames. Irgendwie ein niedliches Städtchen, obwohl der Strand nicht besonders sehenswert ist und sehr auf Touristen ausgelegt mit den ganzen Strandbars. Aber wer Nachtleben will, sollte dort vorbeischauen!
Am Sonntag fiel dann in der ganzen Stadt das Wasser aus, da man nur darauf bedacht war, die Stadt auszubauen für Urlauber und dabei leider so etwas wie das Kanalisationssystem vergessen hat.
Wenn ihr mich fragt konnte man deutliche Unterschiede zwischen den Küsten- und den Andenbewohnern sehen. Den Menschen in den Anden sieht man oft ihre indianischen Wurzeln an und sie haben meist glatte Haare, während ich viele Menschen an der Küste gesehen hab, die deutlich dunklere Haut hatten und oft krause Haare.
Und obwohl keine Strandzeit ist, hatten wir nur gutes Wetter!




Ansonsten ist mir noch aufgefallen, wie wunderbar unkompliziert das Leben sein kann, ohne übertriebene deutsche Bürokratie. Wenn dein Bus an dir vorbeifährt, dann streckst du einfach die Hand raus und entweder er hält an und lässt dich einsteigen oder er wird langsamer und lässt dich reinspringen, während deutsche Busse ihre Tür nicht mehr öffnen, sobald sie sich einen Meter von der Haltestelle entfernt haben. Außerdem kommt in Deutschland die GEMA samt Polizei zu Besuch in die Disco, wenn ein Lied nicht ordnungsgemäß runtergeladen wurde. In den meisten DVD-Läden an den Straßen hier findet man dagegen keine einzige Original-DVD.
Andererseits muss man auch sagen, dass die Bürgersteige hier in Tumbaco in Deutschland wohl als Körperverletzung betrachtet würden. Ich finde es aber eher spannend als nervig, in so einfachen Verhältnissen ohne perfekte Bürgersteige zu leben und ich weiß jetzt auch, warum Flip-Flops hier einfach nicht so angebracht sind. Außerdem finde ich es auch praktisch, eine Küche mit einfachem Steinboden zu haben, denn der nasse Lappen wird einfach über dem Boden ausgewrungen.
Nach den ganzen Unterschieden jetzt aber eine Gemeinsamkeit: Vor ein paar Tagen hat hier im Park so eine Blaskapelle oder Spielmannsdings oder so gespielt und ich schwöre euch, es hätte Musik von einem Schützenfest in einem kleinen deutschen Kaff sein können :D

Zum Schluss wollte ich noch loswerden, dass ich echt froh bin in so einer tollen Gastfamilie zu wohnen, denn wenn ich mich hier nicht so wohl fühlen würde, hätte ich jetzt wohl echt ein echtes Problem, den Tod von meinem Opa zu verdauen. Natürlich wäre ich jetzt oft lieber bei meiner Familie gewesen, aber ich hab andererseits auch das Gefühl, dass ich hier genau am richtigen Ort bin, um das zu verarbeiten. Meine Gastfamilie hier ist unglaublich mitfühlend und ich hab viel Ablenkung durch das tolle Projekt, Salsa und Capoeira. Capoeira macht mir inzwischen auch wieder richtig Spaß, nachdem ich die erste Eingewöhnungsphase an die Höhe überstanden habe, wo es einfach nur anstrengend war und mein Lehrer ist richtig toll und vor Allem kompetent!

Ich könnte euch noch 1000 Sachen erzählen, aber die hebe ich mir dann fürs nächste Mal auf, wenn wieder 1000 Sachen dazugekommen sind ;)

Dienstag, 4. September 2012

Nun ist der Sprachkurs also vorbei und wir sind offiziell aus unserer VASE-Blase raus :) Gestern hat die Arbeit im Projekt angefangen, aber ich kann eigentlich noch nichts darüber berichten, weil Vicky und ich bisher nur eine Versammlung mit den ganzen anderen Lehrern hatten. Wir hatten da zwar absolut nichts zu tun, aber es war trotzdem ganz witzig, weil es mich absolut an meine nun zurückliegende Schulzeit erinnert hat. Vorne am Pult saß die Direktorin und an den Tischen saßen die ganzen Lehrer, einige haben engagiert mitdiskutiert, andere haben in Modezeitschriften gelesen oder ihre Nagelfeile ausgepackt, wieder andere haben heimlich telefoniert oder SMS geschrieben und noch andere haben Zettelchen geschrieben oder ihre Unterlagen bemalt. Es sah echt aus wie der völlig normale Schulwahnsinn in Deutschland.

Jetzt muss ich aber noch von meinen Ausflügen der letzten Wochen berichten.
Also letztes Wochenende haben wir mit VASE das Centro Histórico besichtigt. Das was ziemlich beeindruckend und interessant und wir durften sogar in den Präsidentenpalast, leider war Correa grade nicht da. Außerdem waren wir auf dem Panecillo, dem Berg, der die Stadt in Nord und Süd teilt. Um den Berg gibt es ziemlich viele Sagen, das gibts hier aber eh viel um alte Gebäude oder Statuen, die meisten davon stammen von den Quechua-Indianern oder von noch früher aus der Inka-Zeit.
Ich muss aber auf jeden Fall nochmal ins Centro Histórico, weil ich erst die Hälfte gesehen habe!

Basilica 
Präsidentenpalast 
Virgen auf dem Panecillo


Außerdem war ich mit meiner Familie im Oriente und haben dort durch Zufall einen Tanzwettbewerb mit folklorischen Tänzen gesehen. Alle Gruppen hatten ihre traditionelle Kleidung an und so. Da konnte ich einen kleinen Einblick in deren Kultur und Traditionen bekommen :)



Dann waren wir auch noch zusammen in Puéllaro in der Kirche. Es wurde total viel gesungen, die Lieder kamen laut aus einem CD-Player und alle standen, haben mitgesungen und geklatscht. Die Predigt kam mir ein bisschen wie Bibelarbeit aus dem Religionsunterricht vor, aber insgesamt waren die Gebete und Ansprachen viel enthusiastischer und leidenschaftlicher. Die Leute dort haben mich alle ganz herzlich begrüßt und aufgenommen. Nach dem Gottesdienst waren wir dann noch draußen auf dem Feld und haben die unglaubliche Landschaft bestaunt.

Kaffeebohnen



Diesen Freitag waren wir mit VASE in Otavalo, auf dem wohl bedeutensten Indianer-Markt in Südamerika. Die Otavaleños sind ein wohlhabendes und angesehenes Indigena-Volk. Der eigentliche Markt ist Samstag, aber es war auch so schon ziemlich beeindruckend und man kann dort wunderbar einkaufen, was ich auch direkt getan habe. Danach haben wir uns noch den Wasserfall Peguche und die Lagune Cuicocha angesehen, beides wunderschoene Orte. Achja, falls ihr euch ueber die merkwuerdigen Namen wundert, die gar nicht so richtig spanisch klingen: in den meisten Faellen ist das Kichwa, eine Art Dialekt des Quechua.







Dieses Wochenende war ich dann mit Eva, Kyra und ihrer Familie in Baños. Das ist ein ziemlich gruenes Staedtchen, was gefuehlt nur aus Wasserfaellen besteht. Samstagabend waren wir in einem der Thermalbaeder und Sonntag war der Adrenalin-Tag. Morgens sind wir mit Buggies (eine Mischung aus Quad und Auto?) durch die Gegend gefahren, was schonmal ziemlich Spass gemacht hat. Dann haben wir an einer Bruecke gehalten, wo ein Mann ankam, der uns zu einem Bungee-Sprung von der Bruecke animieren wollte. Wir haben uns dann kurzerhand auf einen Tandem-Swing-Sprung eingelassen. Also wir sind zu 2. gesprungen, aber nicht kopfueber und wir wurden auch nicht wieder hochgezogen, sondern sind so hin und her geschaukelt. Hammer cool :)
Dann waren wir noch an einer riesigen Schlucht, wo wir Canopy gemacht haben. Also wir sind mit so einer Art schnellen Seilbahn ueber die ganze Schlucht mit den Wasserfaellen geflogen.
Am Ende haben wir uns dann noch den Pailon del Diablo angeguckt, mal wieder ein Wasserfall und ein krasses Naturschauspiel.
Da Kyras Familie unglaublich chaotisch, aber auch genauso liebenswert ist, waren wir dann erst nachts wieder zuhause.
Baños ist aber auf jeden Fall der richtige Ort fuer einen Action-Urlaub und es ist absolut touristisch ausgelegt.
Es gibt auch Fotos von alldem, die werden aber nachgereicht ;)


 Ansonsten muss ich noch sagen, dass ich seit letzter Woche schon 5 Mal beim Capoeira war und waehrend ich die ersten Male noch total schnell aus der Puste kam (ich dachte, hier in Tumbaco wuerde ich die Hoehe nicht so merken, aber ich hab falsch gedacht!), merke ich, dass es von mal zu mal besser wird :)