Sonntag, 23. Dezember 2012

Plastiktannenbäume, Palmen und sonst so

Also Weihnachten steht bevor und das Wetter will sich einfach nicht ändern. Mittags ist es total heiß, dann regnet es, die Sonne geht unter und man muss sich einen Pulli überziehen.
Ich hab schon ordentlich Plätzchen gebacken und dazu "In der Weihnachtsbäckerei" gehört und gesungen, aber wenn dann merkt, dass man die Plätzchen auch in der Sonne anstatt im Ofen backen kann, dann ist die Weihnachtsstimmung auch schon wieder weg. Da helfen auch nicht die vielen Plastiktannenbäume oder was auch immer sich unter dem ganzen Lametta befindet.
Ehrlich gesagt, weiß ich noch gar nicht genau, wie wir hier feiern werden, aber das werde ich dann bald herausfinden und berichten. Hab ja jetzt Ferien. Meine Schule ist nämlich so cool und widersetzt sich dem neuen Gesetz, dass zwischen Weihnachten und Neujahr keine Feiertage sind. Dafür müssen wir die Tage dann samstags nachholen, aber egal.
Freitag hatten wir Weihnachtsprogramm in der Schule, hat sich ziemlich hingezogen, aber es war auch ziemlich cool mit folklorischen Tänzen und einem Sänger, der Salsa-Lieder gesungen hat und die Schüler dazu tanzen sollten.
Joa und was sonst noch so passiert ist...also als ihr Nikolaus gefeiert habt, da waren hier die Fiestas de Quito. Schon die ganzen Tage davor gab es gratis Livekonzerte und alle möglichen Parties. Auf jeden Fall wird da ordentlich getrunken und es gibt einen riesigen und unglaublich langen Umzug und viel Fiesta.
Außerdem war der lang- und heißersehnte Tio (Onkel) Cris mit seiner Ehefrau da, die in den USA leben und seit 7 Jahren nicht mehr hier waren. Da gab es viele Tränen und Freude und Ausflüge und Fiesta.

Diese Woche wurde ich übrigens gleich zweimal ausgeraubt. Also bisher ist mir ja noch nichts passiert, aber wenn, dann richtig. Also im Bus kam so ein Mann mit leckeren Empanadas vorbei und ich dachte mir, die gönne ich mir. War dann aber nicht so, weil ich leider feststellen musste, das mir mein Porte-monnaie inklusive Visakarte geklaut wurde. Am Ende steige ich aus dem Bus, gehe nach Hause und mitten im Park kriege ich Nasenbluten und zwar volle Kanne und ich hatte natürlich kein Taschentuch oder so dabei. Am Abend versuch ich dann mit meiner Sparkassenkarte, die ich nämlich schlauerweise auch mit nach Ecuador genommen habe, Geld abzuheben, was aber nicht geklappt hat. Am nächsten Tag ruft die besorgte Sparkasse meinen Papa an, da jemand von weit weg versucht habe, Geld abzuheben. Gemeinsam beschließen sie also, das Konto zu sperren. Später setzt mich Papa dann darüber in Kenntnis und ich kläre ihn darüber auf, dass das natürlich ich war, die versucht hat, Geld abzuheben. Papa will also das Konto wieder entsperren lassen, was die Dame von der Sparkasse aber nicht machen kann, weil auf einmal ich die Einzige bin, die die Vollmacht hat. Lustig, wie die das sperren können, ohne mich überhaupt darüber zu informieren, aber zum Entsperren muss ich dann persönlich antanzen. Ich denke, ich werde der Sparkasse eine wütende Mail schreiben.
Es geht weiter. Donnerstag war das Weihnachtsevent von VASE. Wir haben also 2 Projekte besucht, dort gesungen, ein Krippenspiel gemacht und Geschenke verteilt. Danach sind wir noch zusammen was trinken gegangen und dann weiter zum Salsa und in eine Disko gezogen. In der besagten Disko wurde mir dann einfach der ganze Rucksack geklaut. Egal, ich kanns jetzt nicht mehr ändern. Hoffentlich weiß der Dieb meine Regenjacke und den Rucksack zu schätzen, die waren nämlich wirklich teuer, ansonsten wird er wohl mit dem Inhalt ziemlich unzufrieden sein. Das waren dann wohl meine Weihnachtsgaben an die arme Bevölkerung.

Ansonsten war ich beim Friseur - Spitzen schneiden für 2 Dollar. Gefällt mir. Hab dann gleich mal gefragt, ob die auch Wimpern färben. Eigentlich kannte ich die Antworten schon, schließlich haben hier gefühlte 99,9 Prozent der Bevölkerung lange schwarze Wimpern, also ein ziemlich unlohnendes Geschäft. Trotzdem dachte ich mir, Fragen kostet ja nichts. Dafür wurde ich dann allerdings ziemlich blöd angeguckt. Als ich ihnen dann klarmachte, das ich nicht schminken sondern wirklich färben meinte, musste ich mir dann einen Vortrag anhören, dass ich das niemals machen sollte, da man davon blind würde. Anscheinend ist das hier einfach nicht bekannt.

Joa und sonst war ich beim Capoeira und beim Salsa, was immernoch wunderbar ist, genau wie meine Familie und hab gearbeitet, was immernoch total Spaß macht.
Und damit ihr auch mal wisst, was ich jede Pause aushalten muss:

Und ein kleiner Ausschnitt aus der Capoeira-Roda vom einjährigen Bestehen der Gruppe hier:
http://www.youtube.com/watch?v=zxN9dFxgiAM



Jetzt etwas, das ihr nie erwartet hättet: ich war reisen.
Zuerstmal gings nach Guayaquil. Die Stadt hat einige ziemlich schöne Ecken, ist aber ansonsten schwül und dreckig und gefährlich meiner Meinung nach. Also wir wurden öfter mal angehalten und angewiesen, doch besser schnell in die andere Richtung zu laufen. Ich dachte, die Kerle in Quito wären schon ziemlich dreist und offen mit ihren Anmachsprüchen. Jetzt weiß ich allerdings die Zurückhaltung der Anden-Männer zu schätzen, denn Guayaquil finde ich viel, viel schlimmer.
Aber wie gesagt, es gibt natürlich auch schöne Seiten an Guayaquil:
halbfertige Weihnachtsdeko
Las Peñas
Linea und ich als San Martín und Simon Bolivar
Leguane und davon gab's nicht zu wenig!


Zu dem letzten Bild muss ich dann noch die Story erzählen und zwar sehen wir so eine große Parade mit vielen exotisch verkleideten Kindern und fangen also an, Fotos von denen zu machen, denn zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, sie wären die Attraktion. Die Situation änderte sich dann aber bald und so standen die Mütter also Schlange um uns ihre Kinder in den Arm zu drücken, damit sie von ihren Kleinen und den großen weißen Mädchen Bilder machen konnten. Der extra engagierte profesionelle Fotograf war dann bald auch nicht mit an der Parade, sondern nur noch an uns interessiert. Also irgendwie war´s lustig aber man hat sich auch ziemlich fremd gefühlt.


Dann war ich nochmal in Mindo mit Linea. Dort haben wir die Ruta de las 7 Cascadas gemacht, also die 7 Wasserfälle besichtigt, eine Schokoladentour gemacht und eine Tubingtour. Das heißt, wir sind auf zusammengebundenen Reifen einen Fluss hinuntergedüst, was ziemlich lustig war.






Diese Woche war dann noch die Verabschiedung von Linea.

José, Bebe, Linea, Blanca, ich, Alejandro
Und wo ich grade dieses süße Baby sehe, fällt mir eine Sache ein, die mich immer wieder erstaunt. Und zwar, dass wenn ich in der Öffentlichkeit den Kleinen auf dem Arm habe, wird automatisch davon ausgegangen, dass es mein Kind ist.


Feliz Navidad a todos!





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